Also da sitzt du dann so da und schaust dir einen
leeren raum an voller müll und farbspritzern und dir geht’s grad tierisch
scheisse weil du jetzt statt fünfzehn tagen aufbauzeit nur noch drei hast wegen
einer mandelentzündung dabei wirst du doch sonst nie krank und ausserdem wurdest
du mal wieder völlig unterwartet von deinem liebhaber sitzen gelassen, was
allein das aufstehen zu einer qual macht aber gut hast du dir ja vorher gedacht
während ich aufsicht mache kann ich wenigstens konzentriert schreiben also mach
ich die sache mal die wie vielte ausstellung ist es? Die dreissigste ? Die
vierzigste? Also wägst du erstmal pros und contras ab, denn langsam wirst du es
müde die ganze zeit deine kohle deine zeit deine energie in etwas reinzuballern
was man kunst nennt aber was bleibt dir jetzt in deinem alter schon für eine
wahl als den weg weiterzumachen den du eingeschlagen hast und kohle hast du eh
keine und die kohle die du nicht hast musst du dann auch noch für den baumarkt
und anderen aufbauschnickschnack ausgeben, also wieder schulden machen,
gläubiger hinhalten und dann überhaupt, was will ich denn zeigen aus meinem
grossspurig genanntem„werk“, mal wieder so pizza mit allem, hier malerei, hier
video, hier fotos, dann irgendein komischer geistesblitz, du denkst an moshe
feldenkrais und dass du dir die dinge so einfach machen willst wie möglich weil
schwer fallen nicht gleich gut ist und was heisst schon gut und schlecht in
zeiten der post-postmoderne? Also dann eben äusserst selten aber unter
bombenzeitdruck wohl möglich geistesblitz und du entscheidest dich, alles nur
mit tieren zu machen, malereien, collagen, katzenfutter, sticker, kuscheltiere,
ein ei, ausgestopfte tiere, schallplatten mit tiernamen ,was weiss ich,
schleppst halt alles an was so da is und dann bist du eigentlich schon wieder
ganz motiviert, jetzt zweieinhalb tage durcheiern bis zur vernissage und dann
taucht auch noch dein abtrünniger liebhaber auf und dann laufen die dinge noch
runter und zu zweit ist kunst sowieso viel schöner zu machen, learn to love the
process, frau süßmilch , denkst du dir und dann ist vernissage und du besäufst
dich ein kleines bischen, aber nur ein bischen und sitzt zwei tage später da
drin und bist wieder überrascht davon, dass dies genau eben das einzige ist, was
dem leben einen sinn gibt, so transzendental gesehen jetzt, meine ich.